Stefan Berichtet:
Mit der Abtrennung des Veltlins von den Drei Bünden im Jahre 1797
entstanden zwischen dem Puschlav und dem Veltlin diverse
Schmugglerpfade. Auf diesen historischen Pfaden findet jeweils das
Skyrace statt. 31 km mit 1'800 Höhenmetern, aber zum Glück nicht mit
einem 30-40 kg schweren Rucksack, wie ihn die Schmuggler trugen. Ein
Blick am Morgen um 06.30 aus dem Fenster löst dann aber doch noch
Diskussionen aus: Rucksack ja oder nein? Marco und Stefan entscheiden
sich, ohne Rucksack zu laufen und nur eine leichte Regenjacke umzubinden
und Handschuhe mitzunehmen. Immerhin war die Nullgradgrenze ungefähr
beim höchsten Punkt des Laufes, die Schneefallgrenze noch ca. 300 m
tiefer. Gary erscheint vor dem Hotel dann mit einem Rucksack, der
gefüllt scheint wie ein damaliger Schmugglersack, was aber mehr mit der
Form des Rucksackes zu tun hatte. Vor dem Start dann wieder heftiger
Regen. Gary sprayt seine Hosen noch mit irgendeinem geheimen Mittelchen
ein. Dann eine Verschiebung des Starts um 15 Minuten, um bezüglich
Streckenführung noch genauere Abklärungen treffen zu können. Der Start
dann um 08.45, mental eingestellt auf extremste Bedingungen in den
höheren Streckenlagen. Wir laufen zwar nicht zusammen, sind aber lange
Zeit immer mehr oder weniger in Sichtweite voneinander. Gut genährt von
Bruschette, Pizzoccheri, Spätzli, Fleisch, Käse, Glace mit Erdbeeren (in
Italien weiss man noch, was ein Nachtessen ist) und ein paar Bierchen.
Ziemlich bald wird dann an einem der unglaublich vielen Posten auf eine
Verkürzung des Laufes hingewiesen, was aber nur Stefan versteht, weil
Gary und Marco kein italienisch können. Grosse Enttäuschung dann bei
Marco, als er auf ca. 2'100 m zu Stefan aufschliesst und erfährt, dass
es kein Gipfelerlebnis gibt. Kurz danach folgt dann der Abstieg hinunter
nach Franscia, einer Nachbargemeinde von Lanzada, wo wir zwei Stunden
vorher gestartet waren. Schlussendlich wird es ein Lauf von rund 21 km
mit 1'500 Höhenmetern. Kleidertransport von Poschiavo zurück an das neue
Ziel, Bustransport für die Teilnehmer organisieren, Getränke
bereitstellen; eine echte Herausforderung für die Organisatoren die aber
eine super Arbeit leisten. Und bei Marco grosse Augen, als er ins Ziel
einläuft und von Stefan begrüsst wird, der doch zu Beginn des Abstiegs
noch wenige Meter hinter ihm war und ihn nie überholte hatte. Marco
hatte deshalb kurz vor dem Ziel immer wieder zurückgeschaut, damit man
allenfalls gemeinsam hätte ins Ziel laufen können. Aber die
Organisatoren hatten aufgrund der Umdisponierungen in der Eile den
Abstieg nicht markieren können, und wer mit einheimischen Läufern
unterwegs war (vielleicht sogar abstammend von ehemaligen Schmugglern),
hatte einen kleinen Vorteil…. Gary kommt nur kurz danach, frustriert,
dass er als einer von wenigen sicherheitshalber etwas mehr Kleider
mitgeschleppt hat und diesen Vorteil nicht ausspielen konnte. Und grosse
Erleichterung bei Martina, die von Gary telefonisch während des Laufes
wieder von Poschiavo zurückbeordert worden war (sie hatte unsere Kleider
ins Ziel mitgenommen), aber dank der Transportbusse dann doch noch in
Ruhe ein paar Espressi in Poschiavo trinken und auf die erneute Fahrt
von mehr als 1 Stunde verzichten konnte. duschen, Polenta, Würste, Käse
und Bier in Poschiavo, Kuchen in Pontresina und ansonsten eine Art
Formel 1-Rennen nach Hause, mit Gary (mit Kompressionssocken) oder
Martina (ohne Kompressionssocken, dafür aber mit ständigen Fahrtips von
Gary) am Steuer, was bei Marco die Frage aufkommen liess: „Wo ist hier
der nächste Bahnhof?“
Aus meiner Sicht ein
wirklich schöner Lauf (zumindest bis zum nicht plangemässen Abstieg),
perfekt organisiert, gute Stimmung. Nächstes Jahr wieder, aber dann
definitiv nur bei schönem Wetter! |