61 Km
+ / - 4000 hm
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Erste Etappe ideal bevor man
sich einen "Ultra Ultra" mit langen Distanzen vorknöpft, dieser Lauf
mit 61 km (und 4'000 positiven Höhenmeter), welchen wir verbieten
den "kleinen Parcours" zu nennen, ist trotzdem ganz schön happig. Er
hat alle Schwierigkeiten vom grossen Bruder übernommen. Zum Anfang
sind da die 1'100 positiven Höhenmeter zu bewältigen. Ein Start auf
dem Weg zur Alphütte lässt die Renngruppe ein bisschen auseinander
bringen, bevor die Schlaufen Richtung Lacs de Fenêtre ansteigen, und
zum höchsten Punkt des Rennens dem Col de Fenêtre (2'698m). Grosse
Neuigkeit dieses Jahr ist die Passage beim Grossen St-Bernard. Dann
muss man seine Kräfte einzuteilen wissen, denn bis Verbier sind
nochmals zwei schwierige Steigungen drin : die zum Col de Mille,
eine wunderschöne Ueberquerung des Tales , und die letzten 1'200m
um auf die La Chaux zu kommen. Die Ersten der Traversée, der
Ueberquerung werden sie die die Führenden der Boucle, der Schleife
aufholen können auf diesem letzten Aufstieg? Kein Zweifel für diese
Erstausführung, die Unterstützung der Läufer die weniger Kilometer
in den Beinen haben, werden den Läufern des 100 km Stärke und
Ehrgeiz zurückgeben. |
Die
Erfolgsformel 17 + 6
Bericht von Stefan Sigron
Ein 13-plätziger Bus und ein
paar PW’s. Soviel Transportmittel braucht es jetzt schon,
wenn Alpinrunner gemeinsam an einen Wettkampf fahren.
Aufgrund der Anzahl würde man meinen, es geht an den
Frühlingslauf. 17 mutige (oder ahnungslose?) Läuferinnen und
Läufer und 6 geniale Helfer und Helferinnen. Einige waren
schon im Vorjahr dabei und haben von der tollen Strecke und
dem schönen Erlebnis geschwärmt. Nur war dieses Jahr die
Strecke nicht mehr ganz die gleiche. 6 Kilometer mehr, dafür
ein paar Höhenmeter weniger. In der Summe so ungefähr wie im
Vorjahr also. Meinten wir. Ein kurzer Zwischenhalt in
Gruyère. Eine gute Gelegenheit, die einheimische Spezialität
zu kosten und damit gleich auch vorsorglicherweise ein paar
Kalorien zuführen. Schwer liegt der Käse im Magen. Da müssen
dafür dann morgen bei der Laufausrüstung wohl ein paar Gramm
gespart werden, um das auszugleichen. Kurz vor Verbier dann
erste Regentropfen, so gross, dass man froh war, im Bus zu
sitzen und nicht getroffen zu werden. „Was, wenn es
morgen…Die dicke Regenjacke oder nur die dünne, leichte...?
Im Bett bleiben? Gleich den ganzen Körper mit Hirschtalg
einreiben, anstatt nur die Füsse…?“ Kurz bevor wir die
Startnummer holen, fängt es dann erst richtig an zu regnen
und zu stürmen. Dann zur Startnummernausgabe, ein
konsequenter Materialcheck. Alles, was vorgeschrieben ist,
muss gezeigt werden. Regenjacke, langärmliges Laufshirt,
Handschuhe, lange Laufhosen…. Es geht ja immerhin bis auf
2'700 m.ü.M. Die Zugspitze lässt grüssen. Beim gemeinsamen
Nachtessen dann nochmals Gelegenheit, Taktiken zu
besprechen. Wobei Stefan B. uns nicht verrät, dass er am
nächsten Tag vor hat, den Spitzenläufern zu Beginn des
Wettkampfes etwas auf den Zahn zu fühlen, was sich später
allerdings nicht als gute Idee herausstellt. Dann greift die
gute Fee Petra ein. Sie muss für das Betreuerteam
schliesslich wissen: Wer? Wo? Was? Wieviel? Und überhaupt:
Sind die Säcke auch angeschrieben? Und wieso hat der Stefan
S. jetzt wieder eine halbe Bäckerei mit, und Schinken, wenn
sie doch schon selber viel Zopf und Bündnerfleisch dabei
hat. Ein paar bekannte Gesichter vom Vorjahr und vom
Transalpine Run grüssen, dann löst sich die Gruppe langsam
auf. In den Zimmern laufen die letzten Vorbereitungen. Und
die Fussball-WM. Dann Ohrenstöpsel rein. Um 4 Uhr Frühstück.
2 Stunden später schon hoch oben in den Bergen. Und dann
folgt ein Tag, der alles beinhaltet, was unseren Sport so
schön macht. Ein prächtiger Sonnenaufgang, wunderschöne
Singletrails, eine beeindruckende Bergwelt, steile Auf- und
Abstiege über Stock und Stein und grosse Schneefelder die
zeigen, dass es mindestens 1001 Techniken gibt, ein solches
zu überwinden. Vor allem abwärts. Nicht alle zweckmässig.
Andere Varianten könnte man dafür auch als Körperpeeling
verkaufen. Dann aber auch Regen, einige hatten gar mit Hagel
und Steinschlage zu kämpfen, anschwellende Bäche, die man
nur noch durchwaten konnte, schlammige, rutschige Trails,
ständig nasse Füsse. Und immer wieder auch Zeit, sich mit
anderen Teilnehmenden unterwegs kurz zu unterhalten. Vor
allem mit demjenigen, der da plötzlich auf der anderen Seite
eines breiten, tiefen Baches steht, den Fotoapparat auf mich
gerichtet. Auf meine Frage: „Was fotografierst du?“ seine
Antwort: „Vielleicht fällst du ja rein…“ Und unser
Betreuerteam! Euch zu sehen war immer ein riesiger
Aufsteller. Unglaublich, was ihr geleistet habt. Dass die
meisten von uns es geschafft haben, liegt auch an euch.
Danke!!! Und komischerweise haben wir immer bei euch gut
ausgesehen. Zumindest waren wir nach euren aufmunternden
Worten überzeugt, dass es so ist. Danke auch an Marco für
die tolle Organisation und den beiden Buschauffeuren Thomas
und Stefan B, die uns sicher nach Verbier und wieder
zurückgebracht haben.
Und wie
üblich: „Nie wieder.“ Dann also bis nächstes Jahr! |
Verbier zum zweiten – aber diesmal wird alles anders ;-)
Bericht von Marot
Herrmann
Wie letztes Jahr landen
wir dank Thomas sicher und wohlbehalten in Verbier. Mit viel
Geschnatter nisten wir uns ein im hübschen Hotel Ermitage.
Eine ganze Weile herrscht ein reges hin und her zwischen den
Zimmern, zwecks Utensilien-Austausch.
Fürs Abendessen stehen aber alle pünktlich auf der Matte.
Speicher füllen ist angesagt und wir treffen uns zum feinen
Spaghettiplausch. Wir Betreuer geniessen VIP Konditionen mit
Wein und Grappa. Nicht alleine deswegen haben wir vermutlich
auch besser geschlafen.
Tagwacht ist bei uns, ganz christlich, erst um halb sieben.
Vor den Zimmertüren stehen nett parkiert diverse Beutel,
Säcke und Taschen. Zusammen mit unseren Proviant-Kühltaschen
ergibt sich ein ansehnlicher Haufen. So wie unsere Freunde
laufen, werden wir schleppen, obwohl der Arztkoffer von
Denise in diesem Jahr auf eine Notfallapotheke
zusammengeschrumpft ist.
Im Zweierteam mit 3 PW’s tuckern wir den Berg hinunter nach
Sembracher zum ersten Posten. Ich reibe mir grad noch den
letzten Rest Schlaf aus den Augen, als Marco, der bereits
drei Stunden gelaufen ist, bei uns eintrifft. Nachdem alle
unsere Capricörner passiert haben, bin auch ich wach und es
geht weiter nach La Fouly. Dies ist die grösste Station und
es herrscht eine gewaltige Stimmung. Da hier auch der Start
für die kürzere Strecke ist, hat es sehr viel Publikum. Uns
Alpinrunner kennt man noch vom letzten Jahr und der Empfang
ist überschwänglich. Beim Startschuss bin ich nicht die
einzige mit Hühnerhaut. Jetzt trennen wir unsere Teams auf
und fahren in Etappen weiter. S. Bernhard ist keine Freude.
Petrus ist übermütig und lässt ein Gewitter los. Es macht
auch als Zuschauer nicht wirklich Spass, wenn einem das
Wasser in den Kragen rinnt, bäh. Ausserdem machen wir uns
Sorgen um unsere Leute bei diesem schlüpfrigen Untergrund im
Fels. Bourg St.-Piere sieht dann schon wieder viel besser
aus. Hier gibt es auch für uns ordentlich was zu futtern. Ja
und dann ist da noch Lourtier, letzter und ganz spezieller
Treffpunkt. Den atemberaubenden Sonnenuntergang müssen wir
uns diesmal träumen aber bald schon wird es dunkel und am
Berg flackert ein Lichtlein nach dem anderen auf. Wie eine
Schar Glühwürmchen. Ganz normal für diese Höhe und Tageszeit
wird es ordentlich frisch. Da mich beim Packen vermutlich
eine geistige Umnachtung begleitet hat, verfrachte ich dann
einiges nach Mitternacht mein schlotterndes Gestell ins
Auto. Rechtschaffen müde aber total glücklich, dass alles
geklappt hat und niemandem etwas passiert ist, lassen wir
uns von Jürg nach Verbier chauffieren. Zurück im Zimmer
breche ich mir beinah den Hals beim Entblättern im engen
Bad, damit Brigitte nicht wach wird. Im Bett gelandet stelle
ich dann aber fest, dass sie noch putzmunter ist. Waren ja
auch nur 61 Kilometer! Der Speaker im Zielgelände hat uns
noch die ganze Nacht unterhalten aber irgendwann denke ich
nur noch an die vermutlich erschöpften späteren
Zieleinläufer, die das Geschrei bestimmt freut, und schlafe
ein. Am Sonntag geniessen alle das Frühstück doppelt und
nach den Siegerehrungen bringen uns Stefan und Thomas wieder
sicher heim. Obwohl ich die Einwohner im Wallis immer noch
schlecht verstehe, ihre Heimat gefällt mir sehr gut.
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